Die ewige Sehnsucht nach Ruhm und Größe
Heroen sind ein Kulturphänomen, und das seit Jahrtausenden. Einst lauschten die Menschen Erzählungen über Achill und Herkules, heutzutage bewundern wir Umweltaktivisten, Whistleblower, Extremsportler und Nobelpreisträger. Stets leisten Helden Übermenschliches, widmen ihr Leben einem Ideal, einer Gemeinschaft – in Kriegen wie in Friedenszeiten. Im Sonderforschungsbereich 948 »Helden – Heroisierungen – Heroismen« fragen Wissenschaftler der Universität Freiburg, was dieses Phänomen über Kulturen aussagt. Was verrät beispielsweise die geradezu kultische Verehrung von Olympiasiegern über die sozialen Strukturen in den antiken griechischen Poleis? Stimmt das Bild vom Ritter als Dreh- und Angelpunkt mittelalterlicher Kriegsführung? Welche Botschaften wollten barocke Fürsten vermitteln, wenn sie sich als Herkules oder Apoll darstellen ließen? Was hatte es mit dem viel zitierten »Glanz des Helden« auf sich, dessen französische Übersetzung »éclat« im Deutschenwenig ruhmreiche Assoziationen auslöst? Warum beeinflusste Napoleon Bonaparte noch so lange nach seinem Tod die Politik Frankreichs? Das Heft geht all diesen Fragen nach. Es entstand in Kooperation mit dem Sonderforschungsbereich 948 »Helden – Heroisierungen – Heroismen«.
(20. Dezember 2019) | | | | Auszug aus dieser Ausgabe | Helden Essay: Heldentum im Wandel Schon antike Epen feierten Menschen, die Übermenschliches vollbrachten. Sind jene Helden den heutigen vergleichbar? Und wozu brauchen Gesellschaften überhaupt Heroen? | Helden Bilderwelten: Es kann nur einen geben Schon früh stellten die Griechen Mythenhelden in ihrer Kunst dar. Damit thematisierten sie aber keine glorreiche Vergangenheit, sondern ihre eigene Zeit. | Helden Ägypten: Mit Alexander kamen die Helden Als Alexander der Große Ägypten eroberte, veränderte er dessen Literatur: Erstmals entstanden Geschichten von Protagonisten wie Ierau, der die Assyrer abwehrte. | Helden Athleten: Jenseits des Limits Die antiken Sportler wurden als Helden verehrt – und kritisiert, überschritten die schillernden Gestalten doch die Grenzen guter Sitten. | Helden Märtyrer: Glauben, Leiden, Siegen Helden sind Gewinner, so lautete das Kredo. Doch wer einst Folter und Hinrichtung erduldete, statt seinem Glauben zu entsagen, stellte diese Regel in Frage. | Helden Schiiten: Der Fürst der Märtyrer Der Enkel des Propheten Mohammed starb für seine Überzeugung, dessen rechtmäßiger Nachfolger zu sein. Die Schiiten verehren ihn dafür bis heute als Helden. | Helden Dichtung: Mit Schwert und Feder Von der Antike bis in die Frühe Neuzeit schufen Heldenlieder das Bewusstsein einer gemeinsamen Geschichte. Obendrein dienten sie der Imagepflege und dem Nachruhm der Mächtigen. | Helden Mittelalter: Mythos vom edlen Ritter Hoch zu Ross, siegreich auf dem Schlachtfeld – das ist unser Bild vom Ritter. Tatsächlich hat es wohl wenig mit der militärischen Realität zu tun. | Helden Barock: Helden der Kunst Hatten sich Fürsten in Kriegszeiten als Sieger inszeniert, gaben sie im Frieden die heroischen Kulturförderer. | Helden Standbilder: Herkules, Neptun & Co. In der Frühen Neuzeit eroberten imposante Statuen öffentliche Plätze. Als Sinnbilder mächtiger Personen oder Gruppen transportierten sie politische Aussagen. | Helden David: Großer Wurf für die Kunst Indem sie den Sieg des Hirtenjungen über den Riesen Goliath darstellten, schufen Bildhauer und Maler sich selbst eine Bühne – in der Rolle des David. | Helden Demokratie: Tugendhafter Gesetzgeber Was kann verhindern, dass Macht die Gründungsväter einer Republik korrumpiert? Antworten fanden Theoretiker der Frühen Neuzeit in der Antike. | Helden Frankreich: Der Glanz des Helden Absolutismus, Aufklärung und Revolution veränderten auch die Vorstellungen französischer Autoren vom »éclat du héros«. | Helden Horatio Nelson: »Gott sei Dank habe ich meine Pflicht getan« Der Sieger von Trafalgar verkörpert die Ideale des Empire wie Mut und Pflichterfüllung. Als Vertreter kolonialer Expansion steht er heute aber in der Kritik. | Helden Napoleon I.: Revolutionär, Kaiser, Medienexperte Überaus gekonnt inszenierte sich Napoleon Bonaparte als Held. Noch lange nach seinem Tod prägte sein Mythos die Politik Frankreichs. | | In dieser Ausgabe geht es under anderem um den Start des CHEOPS-Teleskops, den umstrittenen ... | Angstlöser, Schmerzmittel, Einschlafhilfe: Dem Hanfinhaltsstoff Cannabidiol – kurz CBD – werden ... | | | |
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