Sehr geehrte Damen und Herren,
aus gegebenem Anlass informieren wir Sie mit dieser Mail darüber, welche Projekte das BMU zum Thema Hitze fördert. Bei Interesse finden Sie unter den jeweiligen Links weitere Informationen. Für weitere Nachfragen melden Sie sich gern bei uns.
Ihr BMU-Presseteam
Anpassung an den Klimawandel: Was das BMU zur Linderung der Hitze tut
Die beste Vorbeugung gegen zunehmende Extremwetterlagen ist engagierter Klimaschutz. Aber manche Folgen des Klimawandels sind unvermeidbar. Darauf muss Deutschland sich vorbereiten – mit einer gemeinschaftlichen Anstrengung und koordiniertem Handelns auf allen staatlichen Ebenen.
Das Bundesumweltministerium hat dabei eine zentrale Rolle: Es organisiert gemeinsam mit anderen Ressorts, Ländern und Kommunen den strategischen Rahmen: die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS). Und es bringt als Förderer neue Ideen und Konzepte voran, damit Kommunen voneinander lernen können: über das Förderprogramm „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“.
Wir helfen damit Regionen und Kommunen, Bildungseinrichtungen und mittelständischen Unternehmen, Konzepte oder Bildungsmodule zu erarbeiten, die künftige Klimawandelfolgen berücksichtigen. Gefördert werden insbesondere innovative Ideen und Leuchtturmvorhaben, die Antworten auf die Folgen der Erderwärmung wie Hitzeperioden, Hochwasser oder Starkregenereignisse liefern.
Seit Beginn des Förderprogramms wurden über 250 Einzelvorhaben mit einem Gesamtfördervolumen in Höhe von 33,6 Mio. Euro bewilligt. Im letzten Förderfenster (2019) hat sich die Anzahl der eingereichten Projektskizzen im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdoppelt, was den zunehmenden Förderbedarf von Kommunen im Bereich der Klimawandelanpassung unterstreicht. Bundesumweltministerin Schulze setzt sich dafür ein, dass die Mittel erhöht werden und das Programm weiterentwickelt wird.
Die geförderten Konzepte machen die große Bandbreite der Klimaanpassung als Querschnittsaufgabe deutlich und reichen von Themen im Bereich der Landwirtschaft oder der Stadtentwicklung bis hin zu Gesundheit.
Im Folgenden finden Sie einige aktuell laufende Projekte zum Thema Hitze und Trockenheit:
„Vermeidung hitzerelevanter Erkrankungen in Zeiten erhöhten Infektionsschutzes vulnerabler Gruppen“
LMU Klinikum der Universität München
Läuft seit Juni 2020
Das Risiko, an Covid-19 schwer zu erkranken besteht besonders für alte und chronisch schwer vorerkrankte Menschen. Diese Gruppen sind ebenfalls besonders gefährdet für hitzebedingte Erkrankungen. Bei fortbestehender Pandemie sowie dem Auftreten von Hitzewellen im Sommer 2020 wäre die Gesundheit dieser Risikogruppen somit stark gefährdet. In bisherigen Empfehlungen und Informationen zur Hitzeanpassung müssen nun Aspekte des Infektionsschutzes integriert werden - zum Schutz der vulnerablen Gruppen sowie der Beschäftigten in der Pflege. Das Projekt adressiert zum einen die vulnerablen Bevölkerungsgruppen und zum anderen die im Gesundheits- und Pflegesystem Tätigen wie auch pflegende Angehörige. Dabei werden Strategien entwickelt, um auf die besondere Herausforderung des Zusammentreffens von Hitzeereignissen und biologischer Gefährdung adäquat zu reagieren. Erste relevante Produkte wie Informationsbroschüren und ein Informationsvideo für die Bevölkerung wurden bereits veröffentlicht.
http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Bildungsmodule-Aerzte/de/Co-HEAT/index.html
- „Augsburg bleibt cool – Entwicklung eines übertragbaren Modells zur Identifizierung urbaner Hitze Hotspots im Außen- und Innenbereich“
Universität Ulm, Universität Augsburg, Dr.Klaus Martin - Sachverständigenbüro für Luftbildauswertung und Umweltfragen (SLU)Läuft seit November 2018
Dieses Vorhaben verfolgt einen Ansatz auf drei Aktivitätsfeldern.
1. Identifizierung von Hitze-Hotspots im öffentlichen Raum sowie in Wohnungen zur Erstellung von Gefährdungskarten unter Einsatz innovativer Daten und Methoden der Fernerkundung zum Aufbau eines 3D-stadtklimatischen Modells.
2. Sensibilisierung der Bevölkerung für Hitzestress und Selbstschutzmaßnahmen durch begleitende Aktivierungsmaßnahmen und Interviews.
3. Transfer der Erkenntnisse zu und Vernetzung von den betroffenen Akteuren.
- „Bodensubstrat und Baumartenwahl für klimaangepasste Stadtbaumpflanzungen“
Universität Hamburg, HafenCity Universität HamburgLäuft seit Januar 2019
Ziel des Projektes ist die Förderung der Resilienz des zukünftigen Stadtbaumbestandes gegenüber verlängerten, sommerlichen Trockenphasen durch Einsatz geeigneter Bodensubstrate für Baumpflanzungen in Kombination mit der Wahl von Baumarten und -sorten, die aktuell als aussichtsreich für eine klimaangepasste Bepflanzung in Städten angesehen werden. Das Hamburger Vorhaben integriert dabei Feldexperimente in Baumschulen, das Monitoring von Jungbäumen unter Standortbedingungen am Straßenrand in der Stadt und zielt darauf ab, Handlungsempfehlungen für praktische Umsetzung zu erarbeiten. https://www.geo.uni-hamburg.de/bodenkunde/forschung/laufende-projekte/bobast.html
https://www.galk.de/startseite/bobast-hamburger-forschungsvorhaben
- „Bewässerung von urbanem Grün während klimatisch bedingter Trockenphasen“
Fachhochschule Münster, Humberg GmbH, Gemeinde NottulnLäuft seit Januar 2020
In diesem Projekt sollen Prototypen für Bewässerungssysteme an insgesamt 3 Standorten entwickelt, eingebaut und betrieben werden. Das unterirdische Bewässerungsreservoir wird in die Hausanschlussleitungen und in die Kanalisation integriert. Ein klassischer Anwendungsfall ist die Baumpflanzung als Straßenbegleitgrün. Hier kann beispielsweise die Dachentwässerung direkt oder im Bypass an das unterirdische Bewässerungsreservoir angeschlossen werden. Darüber hinaus ist auch der Anschluss an den Straßenablauf möglich. Neben der Bewässerung des Wurzelraumes im oberen Bereich, wird in den unter dem Wurzelbereich angeordneten Speicherräumen der Oberflächenabfluss aufgenommen, um Überflutungen zu reduzieren. Sind die Speicherelemente gefüllt, erfolgt ein Überlauf in die Kanalisation.
https://www.fh-muenster.de/egu/ueber-uns/gruening/gruening-helmut.php?anzeige=projekt&pr_id=1045
Hier finden Sie Beispiele für bereits abgeschlossene Projekte mit Bezug zu Hitze und Trockenheit. Von diesen Projekten können andere Kommunen bereits lernen:
- „Entwicklung einer Hamburger Gründachstrategie, Prozessmanagement und Implementierung eines strategischen Konzepts“
Freie und Hansestadt Hamburg, Hafen City Universität HamburgProjekt abgeschlossen April 2018
Mit dem Vorhaben zur Entwicklung einer Hamburger Gründachstrategie wurde ein Instrumentarium entwickelt, mit dem in Hamburg verstärkt Gründächer gebaut und für Gründächer geeignete Gebiete und Objekte identifiziert werden können. Grüne Dächer haben diverse Schlüsselrollen: Sie bieten Rückhaltung und Verdunstung, sie verringern die Überlastung der Entwässerungssysteme und mindern die Gefahr der Überflutung in Hamburg. Sie wirken außerdem positiv auf das Stadtklima, erschließen bisher ungenutzte sowie neue Freiräume und erhöhen die Biodiversität in der Stadt.
https://www.hamburg.de/gruendach/
- „Aktivierung der Bodenkühlleistung für stadtklimatische Konzepte zur Klimaanpassung am Beispiel der Stadt Neuss“
Ruhr-Universität Bochum und Stadt NeussProjekt abgeschlossen Dezember 2017
Eine bisher zu wenig beachtete Möglichkeit, der durch den Klimawandel zunehmenden städtischen Überwärmung entgegenzuwirken, ist der Schutz oder die Wiederherstellung und die gezielte Nutzung der Kühlfunktion des Bodens. Die natürliche Kühlleistung der Böden ist durch Versiegelung, Grundwasserabsenkungen und Bodenveränderungen in vielen Städten in großem Umfang stark reduziert. Die empirische Erfassung der Zusammenhänge zwischen Bodenzustand, Wasserverfügbarkeit und Vegetationsbestand und dem Kaltluftbildungspotential bildet die Grundlage für ein klimatisches Bodenkonzept und ein Bodenmanagementsystem, welches in die nachhaltige Stadtplanung der Stadt Neuss integriert wurde.
- „Partizipative Entwicklung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen am Beispiel des Berliner Brunnenviertels als innovative Strategie in der Stadtteilentwicklung“
L.I.S.T. GmbH, Technische Universität Berlin, CQ Beratung+Bildung GmbH
Projekt abgeschlossen September 2017
Im Rahmen von KiezKlima wurden von Oktober 2014 bis September 2017 in einem intensiven Beteiligungsprozess vielfältige Ideen entwickelt, um den Kiez besser an immer heißere Sommer anzupassen und gleichzeitig bereits heute die Lebensqualität für alle zu verbessern. Gemeinsam mit den Bewohner*innen und Akteuren vor Ort wurden so Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel im Kiez entwickelt, geplant und umgesetzt. Seit Frühjahr 2017 werden in einem Innenhof der Wohnungsbaugesellschaft „degewo“ an der Bernauer Straße die ersten kurzfristigen Klimaanpassungsmaßnahmen umgesetzt. Der Hof zählt zu den heißesten Flächen im Quartier. Nach erfolgreichem Online-Voting wurde der Trinkwasserbrunnen am Vinetaplatz durch die Berliner Wasserbetriebe im Sommer 2017 neu in Betrieb genommen.
- „Berufliche Bildung zur klimaangepassten Grünflächenpflege“
Humboldt-Universität zu BerlinProjekt abgeschlossen Dezember 2019
Grünflächen wie Parks und Straßenbegleitgrün spielen für eine hitzeangepasste und wassersensible Stadtentwicklung eine besondere Rolle. Begrünung kann durch Verdunstung und Schatten für Abkühlung sorgen, die Luftqualität verbessern und zum städtischen Regenwassermanagement und zur Treibhausgasminderung beitragen. Gerade kommunale Grünflächen sind vom Klimawandel betroffen und werden zudem vor allem in trockenen heißen Perioden von der Bevölkerung stark frequentiert und beansprucht. Dies stellt die öffentliche sowie private Grünflächenpflege, die Bezirksverwaltungen und beauftragte Pflegefirmen vor neue Herausforderungen. Eine Qualifizierung derer, die für das Anlegen und die Pflege von Stadtgrün zuständig sind, ist dringend notwendig. Das Projekt entwickelte einen ganzheitlichen Ansatz zur beruflichen Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Eine Reihe von „Bildungsmodulen“ für Fachkräfte der Grünflächenpflege und des Garten- und Landschaftsbaus, entlang der gesamten beruflichen Lernkette, befördert die Aneignung von Kompetenzen für eine klimaangepasste Grünflächenpflege.
https://www.agrar.hu-berlin.de/de/institut/departments/daoe/bk/forschung/BBK
- „Weiterbildung zur Anpassung an den Klimawandel für Landschaftsarchitektur, Garten- und Landschaftsbau“
Hochschule Osnabrück und Fachhochschule Erfurt University of Applied SciencesProjekt abgeschlossen März 2020
Mit dem Projekt “KlimAGaLa“ setzten sich die Verbundpartner zum Ziel, eine berufsbegleitende Weiterbildung zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels und zum Klimaschutz für Akteure in den Fachbereichen Landschaftsarchitektur, Garten- und Landschaftsbau sowie Produktionsgartenbau zu entwickeln und pilothaft umzusetzen. Wissenslücken im Bereich Klimawandel / Klimafolgen und deren Auswirkungen auf die Landschaftsarchitektur, den Garten- und Landschaftsbau sowie den Produktionsgartenbau wurden geschlossen, über Klimaanpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen wurde informiert und eine praxisnahe Weiterbildung im Markt, in Zusammenarbeit mit den relevanten Akteuren wurde implementiert. Die jeweiligen Unternehmen / Institutionen können so auf die veränderten bzw. sich weiter verändernden Klimabedingungen in ihrem Berufsfeld gezielt vorbereitet und damit zukunftsfähig gemacht werden.
Eine Übersicht mit Kurzbeschreibungen zu allen Projekten im DAS-Förderprogramm ist unter dem folgenden Link zu finden:
https://www.z-u-g.org/fileadmin/user_upload/download_pdf/uebersicht_DAS_foerderprogramm_bf.pdf
In den Jahren 2020-2023 wird das BMU zudem mit dem neuen Förderprogramm "Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen" (Volumen: 150 Millionen Euro) soziale Einrichtungen unterstützen, sich gegen die bereits spürbaren Folgen des Klimawandels wie Hitze zu wappnen. Das Förderprogramm ist Bestandteil des Konjunkturpakets der Bundesregierung und wurde vom Bundeskabinett am 17. Juni 2020 im Rahmen des Nachtragshaushaltes beschlossen. Die Förderrichtlinie wird derzeit erarbeitet.
Mit dem neuen Förderprogramm wird BMU nicht nur dazu beitragen, die Konjunktur voran zu bringen und die Eigenvorsorge gegenüber Klimawandelfolgen zu stärken, sondern auch gezielt die sozialen Einrichtungen unterstützen, die in dieser Krise so viel geleistet haben. In Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen oder Kitas leiden viele besonders stark unter den Folgen des Klimawandels wie der Sommerhitze. Darum sind Investitionen, die diese Einrichtungen besser gegen die Folgen des Klimawandels wappnen, gut angelegtes Geld.
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