Liebe Leserin, lieber Leser,
hätte mir jemand vor 20 Jahren im Archäologie-Studium erzählt, die Genetik würde bald viele Rätsel der Geschichte lösen – ich hätte es für ziemlich abwegig gehalten. Und heute? Lässt sich die Genetik nicht mehr aus der Archäologie wegdenken. Heute wissen wir, wie die Pestwellen einst über die Kontinente schwappten, wann der Mensch Schwein, Pferd und Hund zähmte oder wie das Erbgut ausgestorbener Arten aussah. Und wir wissen sehr viel mehr über uns, den Homo sapiens. Nicht nur, dass der moderne Mensch einst von Afrika aus die Welt eroberte, sondern auch, dass er auf seinem Weg andere Menschen traf, die ihm ähnelten und dennoch anders waren. Viel mehr noch: Diese anderen, ausgestorbenen Menschenformen haben Spuren in unserem Genom hinterlassen.
Es waren die Neandertaler – Gelehrte identifizierten ihre fossilen Reste erstmals 1856 –, und es waren die Denisovaner. Von ihrer Existenz wüssten wir ohne die Genetik nichts. Denn was von ihnen fehlt, sind Knochen – es gibt kein Skelett zum Erbgut des neuen Vetters im Stammbaum, der vor 450 000 Jahren bis vor vielleicht 40 000 Jahren weite Teile Asiens für sich beanspruchte.
Doch seit der Entdeckung der Denisovaner vor zehn Jahren hat sich einiges getan. Unser Titelbild ziert das Konterfei eines Denisovanermädchens, wie es vielleicht vor 52 000 bis 76 000 Jahren ausgesehen haben könnte. Wer die Denisovaner waren und wann sich Homo sapiens dessen Erbgut einfing, lesen Sie in unserer Titelgeschichte ab Seite 12.
Herzlich, Ihre
Karin Schlott | | | | Tafl-Spielstein | Ein wahrhaft königlicher Fund Altes Ägypten | Wachsköpfe für die Ewigkeit Osterinsel | Kolosse sollten für kolossale Ernten sorgen Denisovaner | Alles begann mit einem Fingerknöchelchen Epigenetik | Sah so der Denisova-Mensch aus? Glanzstücke | Feinstes Weiß Johann Weyer | Der Mann, der für die Hexen kämpfte Der wahre Münchhausen | »Den tiefen Verdruss hat er nie verwunden« Zeitsprünge | Kleine Geschichte des Dariénprojekts oder warum es Großbritannien gibt Max Weber | »Wir finden nimmer seinesgleichen« Deutschlands Vorgeschichte | Stonehenge an der Elbe Ganz und in Farbe | Ein Herz für das alte Rom
| | | Lesen Sie in dieser Ausgabe über das Blaumeisensterben, Gravitationswellen und den gar nicht mehr so ... | Unser Geruchssinn erkennt nicht nur, was duftet und was stinkt - er kann zum Beispiel auf ... | | | |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen